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Geburtsbericht von Sophia

MEINE TRAUMGEBURT

 

Seit Tagen warte ich schon sehnsüchtig darauf, dass es endlich losgeht. Ich werde immer ungeduldiger und kann es kaum erwarten, mein kleines Wunder in Händen zu halten. In der Nacht auf Montag, den 6.8. werde ich gegen 3:30 Uhr plötzlich wach, da ich das Gefühl habe ins Bett gemacht zu haben. Schlaftrunken wanke ich zur Toilette und bin auf einmal hellwach denn mir wird schnell klar, dass ich einen Blasensprung hatte. Ich wecke Benedikt auf und wir freuen uns, dass sich endlich was tut. Ich sage ihm, dass wir nochmal ein paar Stunden schlafen sollten da wir später alle Kraft gebrauchen können. Ich spüre schon ein leichtes zwicken und ziehen, aber mehr als unangenehm ist es noch nicht. An Schlaf ist aber nicht mehr zu denken, wir sind viel zu aufgeregt. Also stehen wir auf und machen einen kleinen Spaziergang durch Mainz und setzen uns draußen auf eine Bank und freuen uns gemeinsam, dass unser kleines Mädchen endlich kommen wird. Wir sind die Ersten beim Bäcker und zaubern uns ein herrliches Frühstück. Gegen 8:00 Uhr rufe ich dann Anna an, welche gegen 11:00 Uhr bei uns ist. Anna macht ein CTG und wie vermutet sieht man nur ganz leichte Wehen, die noch keine allzu große Regelmäßigkeit aufweisen. Anna untersucht mich dann und stellt fest, dass mein Muttermund sich noch ganz hinten befindet und gerade mal 1-2 Zentimeter geöffnet ist. Wir sprechen darüber, dass die Richtlinien besagen, dass bei einem Blasensprung innerhalb von 24 Stunden Wehen einsetzen sollten die auch Geburtswirksam sind, da ich ansonsten eigentlich ins Krankenhaus müsste um die Wehen einleiten zu lassen und eine Antibiose zu bekommen. Um nichts in der Welt will ich ins Krankenhaus, ich möchte mein Würmchen unbedingt daheim zur Welt bringen! Also vereinbaren wir vorerst bis zum frühen Abend abzuwarten. Gegen 6:00 Uhr rufe ich Anna wieder an um ihr mitzuteilen, dass sich nichts getan hat, wir beschließen die Nacht noch abzuwarten und ansonsten am nächsten Morgen weiterzuschauen. Ich schlafe unruhig da ich bei jedem noch so kleinen Schmerz hoffe, dass es richtig losgeht. Ich streichle immer wieder meinen Bauch und spreche zu meinem Würmchen, dass sie sich bitte auf den Weg machen soll, damit wir daheimbleiben können. Außer einigen kräftigen Tritten gegen meine Bauchdecke bekomme ich keine Antwort. Am nächsten Morgen kommt Anna dann wieder vorbei und untersucht mich abermals - alles unverändert. Sie sagt, dass sie mich eigentlich ins Krankenhaus schicken sollte. Da sie aber keine Gefahr für eine Infektion sehen kann, da ich immernoch Fruchtwasser verliere, einigen wir uns darauf, dass ich daheim einen Wehencocktail trinke und falls sich bis zum Abend nichts tut, ich ins Krankenhaus gehe. Benedikt mischt mir also einen Cocktail mit Rizinusöl, Sekt und Orangen/Mangosaft den ich gegen 12:00 Uhr trinke, was wirklich alles andere als gut schmeckt. Wir schauen einen Film um nicht nur wartend da zu sitzen. Ich werde immer ungeduldiger je mehr die Zeit verstreicht. Gegen 14:30 Uhr dann ganz plötzlich ein kräftiges Ziehen und ein kräftiger Schmerz, der nach ca. 30 Sekunden wieder abklingt und nach ca. 8 Minuten wiederkommt. Schon verrückt, dass man sich so sehr über Schmerzen freuen kann. Nachdem ein paar Wehen immer im gleichen Abstand kommen, rufe ich direkt Anna an. Wir vereinbaren, dass sie ihren Kurs um 17:00 Uhr noch gibt und im Anschluss dann direkt zu uns kommt. Ich bin so voller Glücksgefühle, da mein Mädchen zuhause das Licht der Welt erblicken wird. Ich veratme die nächste Wehe und muss plötzlich dringend auf Toilette. Das Rizinusöl zeigt seine Wirkung und während ich noch auf der Toilette sitze überkommt mich eine riesige Welle von heftigen Schmerzen. Ich muss mich bewegen und drehe Runden um den Tisch. Die Wehen werden schlagartig heftiger und die Abstände kürzer. Benedikt ruft Anna an damit sie direkt kommt, da ich noch nicht mal mehr in der Lage bin zu telefonieren. Die Wehen kommen mit einer wahnsinns Intensität in einem Abstand von 3 Minuten. Ich finde mich inzwischen auf dem Gymnastikball wieder und veratme die Wehen hüpfend auf meinem Ball. Als Anna gegen 17:30 Uhr da ist macht sie ein CTG welches anzeigt, dass die Wehen sehr kräftig und regelmäßig im 3 Minuten Takt kommen. Sie untersucht mich und stellt fest, dass der Muttermund immernoch hinten ist und sich auch nicht viel weiter geöffnet hat. Ich bin frustriert, hüpfe aber weiter fleißig wehenveratmend auf meinem neuen besten Freund dem Ball rum. Anna bietet mir Schmerztabletten an, welche ich aber ablehne. Ich will alles spüren, ich will voll dabei sein, ich will meinen Körper seine Arbeit machen lassen. Anna gibt mir dann homöopathische Tabletten, die den Muttermund etwas weicher machen sollen. Diese gibt mir Benedikt nun alle 15 Minuten. Ich verliere jedes Gefühl für Raum und Zeit und finde mich in einer Art Trancezustand wieder.  Nach schätzungsweise zwei Stunden untersucht Anna mich nochmals und macht auch ein CTG. Bei meinem Muttermund hat sich schon wieder kaum etwas getan, inzwischen ca. 3 cm. Ich bin dermaßen frustriert und habe schon kaum noch Kraft. Ich frage mich, wie ich das nur schaffen soll. Dann nehme ich all meine Kraft zusammen und veratme weiter meine Wehen und denke mir, dass mich jede Wehe meinem Mädchen näherbringt und jede Wehe die geschafft ist, auch nicht wiederkommen kann. Inzwischen habe ich bei den Wehen einen kräftigen Schmerz im Steißbein. Ich gehe auf der Couch in Vierfüßlerstand und Anna drückt mir während der Wehe auf meinen Steiß um mir einen Gegendruck zu geben. Benedikt tupft mir immer wieder mit einem kühlen Tuch die Stirn ab und spricht mir liebevoll zu. Er spendet mir viel Kraft und ist für mich da. Ich habe keine Kraft mehr und plötzlich werden die Wehen schwächer und die Abstände werden größer. Ich bin völlig erschöpft und kann nur noch an Schlaf denken. Während den Pausen zwischen den Wehen schlafe ich regelrecht ein. Anna meint, dass wir uns doch ins Bett legen sollen und ich versuchen soll etwas zu schlafen. Anna geht etwas essen und wir legen uns ins Bett. Dort halte ich es aber nicht lange aus, ich muss zurück auf meinen Ball. Bald schon kommen die Wehen mit einer enormen Intensität zurück und die Abstände sind nur noch bei ca. 2 Minuten. Ich habe das Gefühl gar keine Pausen mehr zwischen den Wehen zu haben. In den kurzen Pausen muss ich mich bewegen und auf und abgehen. Als Anna wiederkommt (es ist inzwischen ca. 21:30 Uhr) schaut sie abermals nach meinem Muttermund. Ich erwarte diesmal nicht viel und hoffe einfach auf 6 cm. Anna ist ganz überrascht und sagt: „Wie es aussieht bekommst du jetzt dein Kind, Muttermund ist komplett offen.“ Mir schießen die Tränen in die Augen und ich kann es kaum glauben. Benedikt wird ganz nervös und bereitet mit Anna alles vor. Malervlies vor die Couch und so weiter. Dann darf ich pressen. Ich knie im Vierfüßlerstand vor der Couch, Anna sitzt hinter mir und Benedikt hält meine Hand.  Die Wehen lassen abermals nach und ich weiß gar nicht genau wann ich pressen soll, da sie so schwach werden, dass ich mir nicht mehr sicher bin wann eine Wehe kommt. Ich gebe alles und presse so feste ich nur kann. Es tut sich nicht viel und ich muss immer wieder aufstehen damit Anna mir den Bauch mit einem wehenfördernden Öl einreiben kann. Das Köpfchen kommt ganz langsam Millimeter für Millimeter doch sobald die Wehe wieder weg ist und ich mit dem Pressen aufhöre, rutscht auch das Köpfchen wieder weiter zurück. Anna schaut immer wieder nach den Herztönen der Kleinen, da es so schleppend langsam vorangeht. Ihr scheint es gut zu gehen. Als das Köpfchen etwas zu greifen ist, hält Anna es fest damit es nicht wieder zurückrutschen kann, das ist sehr schmerzhaft. Ich habe das Gefühl mein Unterleib werde gesprengt. Noch ein paarmal pressen und das Köpfchen ist da und die Kleine fängt direkt an zu schreien und zu blubbern. Ich habe noch nie etwas Schöneres gehört und voller neu gewonnener Motivation presse ich ihren Körper hinterher. Sophia Pauline hat um 23:11 Uhr das Licht der Welt erblickt. Anna legt mir meine kleine Tochter in die Arme und ich bin den Tränen nahe vor Glück. Ich halte mein kleines Großes Wunder in den Händen und sie könnte perfekter nicht sein. Wir legen uns auf die Couch und bestaunen einander während Anna immer wieder meinen Bauch abtastet um nach der Plazenta zu schauen. Die Nachgeburt kommt ca. 45 Minuten später ganz ohne Probleme hinterher. Anna untersucht noch unsere kleine Sophia Pauline, der es besser nicht gehen könnte, und hilft mir dann ins Bett. Gegen 1:30 Uhr verabschieden wir uns dann von Anna. Wir sind Anna dermaßen dankbar, dass sie uns unsere Traumgeburt zu Hause ermöglicht hat. Wir können uns wirklich keine bessere Hebamme vorstellen!

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